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Saatgut-Bibliothek in der Öffentlichen Bibliothek Seefeld – jetzt Samen ausleihen!
Ab sofort gibt es in der Öffentlichen Bibliothek Seefeld nicht nur Bücher, sondern auch Saatgut zum Ausleihen! Unsere neue Saatgut-Bibliothek bietet Ihnen eine Auswahl an traditionellen und seltenen Pflanzensorten, die Sie kostenlos mitnehmen, in Ihrem Garten oder auf dem Balkon aussäen und später idealerweise eigene Samen zurückbringen können. So tragen wir gemeinsam zur Erhaltung wertvoller Kulturpflanzen bei!
Für alle Pflanzen haben wir in der Bibliothek einen Pflanzenkompass bereit, erstellt von DI Marianne Enthofer. Darin findet sich nicht nur Wissenswerts zu den einzelnen Gewächsen, sondern auch detaillierte Anweisungen, wie diese anzupflanzen sind.
Folgendes Saatgut steht zur Verfügung:
Bohnen und Erbsen
- Rotholzer Bohne: Die Rotholzer Bohne ist eine widerstandsfähige Tiroler Buschbohne mit hohem Eiweißgehalt (20%) und guter Lagerfähigkeit. Sie wird als Trockenbohne geerntet. Die Aussaat erfolgt direkt ab Mai in warmen Boden oder vorgezogen in Töpfen. Die Bohnen benötigen keine Düngung, aber regelmäßige Wasserversorgung. Saatgut wird aus gut getrockneten Schoten gewonnen und an einem schattigen Ort nachgetrocknet. Zur Lagerung kann es auch eingefroren werden.
- Ackerbohne Außervillgraten: Die Ackerbohne Außervillgraten ist eine alte Kulturpflanze, die bereits von den Römern genutzt wurde. Sie kann in günstigen Lagen ab April direkt gesät oder in kälteren Regionen vorkultiviert werden. Der Reihenabstand beträgt 40 cm, mit 10 cm Abstand zwischen den Bohnen. Im Sommer können schwarze Bohnenläuse auftreten, die abgestriffen oder mit Wasser abgespritzt werden sollten. Die Bohnen sind selbstbefruchtend und werden entweder grün geerntet oder als Trockenbohne gelagert.
- Erbse Kleine Weißenfelserin: Die Kl. Weißenfelserin ist eine Erbsensorte, die früh gesät wird (ab März) und eine Bodenverbesserung durch Stickstoffbindung bietet. Der Reihenabstand beträgt 15-25 cm, mit 5-7 cm Abstand zwischen den Samen. Erbsen benötigen eine Stütze. Das Saatgut wird aus gut entwickelten, trockenen Schoten gewonnen und an einem schattigen Ort getrocknet, bevor es in Gläsern aufbewahrt wird.
- Zuckererbse Norlin: Zuckererbsen sind süß im Geschmack und werden sowohl als Zuckerschoten als auch als junge Erbsen verwendet. Sie benötigen etwas mehr Wärme als andere Erbsensorten und werden in Reihen mit 15–25 cm Abstand und 5–7 cm Abstand zwischen den Samen gesät. Ein Rankgerüst hilft, die Schoten vor dem Boden zu schützen. Für die Saatgutgewinnung sollten die Schoten von gesunden Pflanzen vollständig ausreifen und dann getrocknet werden. Die Erbsen werden aus den getrockneten Schoten entnommen und kühl, trocken und dunkel gelagert, bevor sie in Gläsern oder Säckchen für die Saatgutbibliothek verpackt werden.
Kräuter und Blattsalate
- Brotklee Ulten: Brotklee, auch Schabzigerklee genannt, wird als Brotgewürz genutzt. Er ist einjährig, anspruchslos und gehört zu den Hülsenfrüchtlern. Die Aussaat erfolgt ab März (in höheren Lagen ab April) in Reihen mit 25–40 cm Abstand und maximal 2 cm Tiefe. Zur Ernte wird das Kraut kurz vor der Blüte geschnitten, getrocknet und gelagert, damit sich das Aroma entfaltet. Für die Saatgutgewinnung lässt man einige Pflanzen ausreifen und erntet die Blütenstände regelmäßig. Da Samen leicht ausfallen, kommt es oft zur Selbstaussaat. Eine Verkreuzung ist selten, kann aber durch feine Netze verhindert werden.
- Grazer Krauthäuptel-Salat und Kochsalat Forellenschluss: Der Kopfsalat Grazer Krauthäuptel und der Romanasalat Forellenschluß sind traditionsreiche Sorten aus dem Süden Österreichs. Beide sind selbstbestäuber und benötigen eine Jungpflanzenvorkultur. Sobald die Pflanzen gut entwickelt sind, können sie ins Freiland verpflanzt werden, mit einem Pflanzabstand von 25–30 cm. Für die Saatgutgewinnung wählt man gesunde Pflanzen aus, stützt sie und lässt die Samenstände am Hauptstamm reifen. Bei feuchtem Wetter wird der Kopf ausgegraben, zum Trocknen aufgehängt und die Samen gesammelt. Nach dem Dreschen werden die Samen gereinigt und abgefüllt.
- Vogerlsalat: Vogerlsalat wird im September oder Frühling gesät und wächst gut im Winter. Zur Saatgutgewinnung werden gesunde Pflanzen markiert. Wenn der Salat schießt, bildet er Blüten und Samen, die ungleichmäßig reifen. Die Ernte erfolgt frühzeitig, und die Samen können durch Ausschütteln nach dem Trocknen gesammelt werden.
- Rucola Wilde Rauke: Rucola (Wilde Rauke) gehört zu den Kreuzblütlern und wird meist wegen seiner pikanten Blätter genutzt. Die Aussaat erfolgt ab April mit 1 cm Tiefe, breitwürfig oder in Reihen mit 12 cm Abstand. Zur Saatgutgewinnung lässt man einige Pflanzen bis zur Samenreife wachsen. Die Schoten müssen rechtzeitig geerntet, getrocknet und gedroschen werden. Nach einer zweimonatigen Ruhephase sind die Samen wieder keimfähig. Die Saatgutbibliothek freut sich über eingesandtes Saatgut.
Getreide und Körnerfrüchte
- Ötztaler Lein: Der Ötztaler Lein ist eine Faserleinsorte, die im Hausgarten mit ihren blauen Blüten und dekorativen Leinkapseln ziert. Sie hat eine kürzere Entwicklungsdauer und eignet sich auch für höher gelegene Gegenden. Die Saat erfolgt am besten ab April in Reihen mit einem Abstand von 12 cm, wobei die Samen 2 cm tief in den Boden gedrillt werden. Für die Saatgutgewinnung müssen die Samenkapseln vollständig ausreifen, was je nach Standort zwischen August und September erfolgt. Die Kapseln werden gebrochen, der Samen gewonnen, gereinigt und nachgetrocknet, um eine gute Lagerung zu gewährleisten.
- Weißer Kemater Tirggen: Mais wird im Mai in warmem Boden gepflanzt und benötigt viel Pflege, da er ein Starkzehrer ist. Der Reihenabstand beträgt 40-50 cm, der Abstand in der Reihe ca. 15 cm. Ernte erfolgt im September, wenn die Kolben fest und trocken sind. Mais ist ein Fremdbefruchter. Um Kreuzungen zu vermeiden, sollte man ihn räumlich isolieren oder per Handbestäubung bestäuben. Nach der Ernte wird der Mais getrocknet, gerebelt und kühl, trocken und dunkel gelagert.
- Tiroler Rispenhirse: Diese alte Getreideart wird in Regionen mit Maisanbau kultiviert und benötigt frostfreie Bedingungen nach den Eisheiligen. Die Samen sind klein und erfordern ein feinkörniges Saatbett ohne Unkrautdruck. Die Saat wird 1-3 cm tief in Reihen mit 25 cm Abstand gesät. Ab Ende August beginnt die Reifung. Sobald die Samen bräunlich gestreift sind, werden die Rispen kopfüber in Beuteln geschnitten. Nach dem Dreschen werden die Körner gereinigt und nachgetrocknet, um sie für die Saatgutbücherei vorzubereiten.
Frucht- und Gemüsepflanzen
- Zuckermais Sweet True Gold: Zuckermais wird in der Milchreife geerntet und kann gut eingefroren werden. Der Anbau erfolgt ab Mitte Mai mit 5 cm Saattiefe und 40–50 cm Reihenabstand. In kälteren Regionen empfiehlt sich eine Vorkultur im Topf. Zuckermais kann auch im Glashaus oder Hochbeet wachsen. Zur Saatgutgewinnung muss Fremdbefruchtung vermieden werden, entweder durch räumliche Isolierung oder Handbestäubung. Letztere erfordert das gezielte Übertragen des Pollens per Pinsel und das Abdecken der Kolben mit Papiersäcken. Die reifen Kolben werden getrocknet, gerebelt und das Saatgut dunkel und trocken gelagert.
- Tomaten Paul Robson, Tschernij Prinz und Gelbe Johannisbeere: Die Tomatensorten Paul Robson, Tschernij Prinz und Gelbe Johannisbeere unterscheiden sich in Wuchs und Nutzung. Paul Robson ist eine Salattomate für den Hausgarten, Tschernij Prinz eine wärmebedürftige Fleischtomate, und die Gelbe Johannisbeere eine buschige Wildtomate mit kleinen, gelben Früchten. Tomaten müssen vorgezogen, pikiert und ab Mai ausgepflanzt werden. Sie benötigen regelmäßige Wasser- und Nährstoffversorgung sowie Schnittmaßnahmen. Zur Saatgutgewinnung werden reife Früchte genutzt. Die Samen werden durch Mazeration für drei Tage vom Fruchtfleisch gelöst, anschließend ausgespült und auf Filterpapier getrocknet. Das fertige Saatgut kann in der Saatgutbibliothek abgegeben werden.
- Andenbeere Schönbrunner Gold: Die Andenbeere ist ein Nachtschattengewächs und wächst gut in großen Töpfen an warmen Standorten. Die Aussaat erfolgt früh im Jahr, die Keimlinge werden pikiert und später in größere Töpfe mit nährstoffreicher Erde umgesetzt. Während des Wachstums wird regelmäßig gegossen und nachgedüngt. Saatgut kann ab Ende Juli aus reifen Beeren entnommen, getrocknet und ein Teil an die Saatgutbibliothek zurückgegeben werden.
- Zwiegel Wagger: Die Zwiebel Wagger stammt aus Tirol und hat einen intensiven Geschmack. Sie gehört zu den Familienzwiebeln, bildet keine Blüten aus und wird nur über Steckzwiebeln vermehrt. Diese sind gut lagerfähig. Die Pflanzung erfolgt im Frühjahr, vorzugsweise in Reihen. Die Bulbengröße kann durch den Pflanzabstand beeinflusst werden. Die Ernte erfolgt im August bei trockenem Wetter, danach werden die Zwiebeln getrocknet, gereinigt und kühl, aber frostfrei gelagert. Im Spätwinter freut sich die Saatgutbibliothek über neues Pflanzgut.
Und so funktioniert`s
- Saatgut in der Bibliothek auswählen und mitnehmen.
- Pflanzen, pflegen und ernten.
- Eigene Samen gewinnen und idealerweise wieder in die Bibliothek zurückbringen.
Machen Sie mit und helfen Sie mit, Saatgut zu bewahren und weiterzugeben! Besuchen Sie uns in der Bibliothek Seefeld und entdecken Sie unsere Saatgut-Bibliothek.